Karl Witti gehört zu den ersten Künstlern, die in Folge der 1968er Jahre Umweltthemen und Natursehnsucht thematisieren.
Sein Zyklus „Rückkehr der Wälder“ erregte deutschlandweite Beachtung. Seit den 1980er Jahren sammelt Karl Witti Lyrik zum Thema Baum, die als Inspiration in sein Werk mit einfließt. Das Ergebnis ist ein 16teiliger Zyklus in dem er eine Auswahl von „Baumgedichten“ mit einer Zeichnung und Blattapplikation zu einem eindringlichen künstlerischen Statement verdichtet. Die Kunsthistorikerin Gudrun Szczepanek nennt sie „Chiffren, die sich erst beim Eintauchen in die zeichenhafte Text- und Bildwelt entschlüsseln lassen“ (Ausstellungsrezension, s. Anhang).
Die Spannweite der Gedichte reicht von der Zeit des Barock mit einem heiteren Gedicht von Barthold Heinrich Brockes (1680-1747) bis in die Gegenwart mit dem Gedicht von Karin Kiwus, (1942*) und Sarah Kirsch (1935-2013). Das 18. Jahrhundert ist vertreten mit Johann Gottfried Herder (1744-1803) und Matthias Claudius (1740-1815), das 19. Jahrhundert mit Friedrich Hölderlin (1770-1843), Friedrich Rückert (1788-1866), Joseph von Eichendorff (1788-1857), Heinrich Heine (1797-1856) und Christian Morgenstern (1871-1914), das 20. Jahrhundert mit Hugo von Hofmannsthal (1874-1929), Tania Blixen (1885-1962), Günter Eich (1907-1972), Bertolt Brecht (1908-1956), Karl Krolow (1915-1999) , Jurek Becker (1937-1997). Den Gedichten ist gemeinsam das intime Zwiegespräch mit den Bäumen und, in den späteren Gedichten, das zunehmende Bewusstsein für das fragile Gleichgewicht der Natur. Der Zyklus bildet eine kongeniale Ergänzung zu Wittis Baumstudien mit Tagebucheinträgen. (Presetext, Christian Burchard)
Eröffnung: Fr. 29.11. um 19 Uhr. Sa/So 29.-30. Nov.,16-20 Uhr
Atelier Witti neben der St. Ulrichskirche, Kaspar-Ett Straße 6, 86922 Eresing
Karl Witti, Vis-à-vis 2014 |
Aus den Kupferstichen Dürers werden Details aus dem Hintergrund stark vergrößert und nach individuellen Bezugssystemen den Werken der 5 Künstler gegenübergestellt. Der besondere Reiz für den Besucher besteht darin, Gegensätze und Wahlverwandtschaften zu entdecken, und, durch seine Neugier auf Vertrautes, sich spielerisch mit Werken der Gegenwartskunst auseinanderzusetzen.
Teilnehmende Künstler
Eberhard Havekost (1967) und Dürers „Maria auf der Rasenbank“ (1503)“
Die Arbeiten von Havekost sind in der Kunstszene eine Sensation und treffen das Thema „Der Hintergrund als Vordergrund“. In der Ausstellung wird sein Zyklus „Jungle“ (2008) mit Naturmotiven in Dürers „Maria auf der Rasenbank“ konfrontiert.
A.R. Penck (*1939) und Dürers „Vier nackte Frauen“ (1497)
A.R. Penck, eine der prägenden Künstlerpersönlichkeiten der Generation Gerhard Richter, Markus Lüpertz und Baselitz. In Vis-à-vis werden wenig bekannte Aktbilder gezeigt und Aktstudien in Dürers „Vier nackte Frauen“ gegenübergestellt.
Alexander Ewgraf (*1961) und Dürers „Ritter, Tod und Teufel“ (1513)
Alexander Ewgraf, sibirisch-deutscher Künstler, hat die Ausstellungsreihe Vis-à-vis ins Leben gerufen. Ewgraf konzipiert radikal minimalistische Raumkörper. Für die diesjährige Ausstellung erarbeit er eine raumfüllende Installation, ein Labyrinth aus dem es auch für Dürers „Ritter, Tod und Teufel“ kein Entrinnen gibt.
Karl Witti (*1947) und Dürers „Hieronymus im Gehäus“ (1514)
Karl Witti ist ein bedeutender Zeichner, Kunst- und Theatermaler, bekannt u.a. durch Arbeiten für die Passionsspiele in Oberammergau. Seine zeichnerischen Werkzyklen kombinieren Natur- und Bildnisstudien mit historischen Themen in einer atemberaubenden Virtuosität. Der schlafende Löwe zu Füßen des Eremiten in Dürers Kupferstich taucht schon seit den 1990er Jahren als Motiv in seinen Arbeiten auf.
Tobias Krug (*1972) und Dürers „Melancholia“ (1514)
Tobias Krug ist bekannt für seine multimedialen Raum-Zeitvertonungen und komplexen Werkreihen aus dem Material Glas. Krug setzt sich mit dem magischen Zahlenquadrat in Dürers „Melancholia“ auseinander und entwickelt dafür ein Programm, welches astronomische Farbmischungen berechnet.
Ausstellungsort und Sehenswürdigkeiten
Der Dorfplatz in Eresing, wo sich die Ausstellungs-Orte Vis-à-vis befinden, bildet ein kostbares Ensemble gewachsener bayrischer Dorfarchitektur. Im Osten steht auf einer kleinen Erhebung die Pfarrkirche St. Ulrich mit Eingang zu einer Unterkapelle. Sie wurde Mitte des 18. Jh. von Dominikus Zimmermann im Stil eines musikalisch-heiteren Rokoko umgestaltet. Das Deckenfresko von Franz Martin Kuen, welches die Schlacht auf dem Lechfeld zeigt, ist vielen als Illustration aus Geschichtsbüchern bekannt. Südlich der Kirche steht das alte Pfarrhaus mit romantischen Erkern.
Im Biergarten vom Alten Wirt (Baujahr 1638) kann der Besucher eine Erfrischung zu sich nehmen und danach über die sanfthügelige Landschaft zu dem nahen Benediktiner Kloster St. Ottilien wandern (30 Gehminuten), den herrlichen Alpenblick genießen, Störche im Pflaumdorfer Moos beobachten und die bizarren völkerkundlichen Sammlungen im Missionsmuseum bewundern.
Vis-à-vis 2009 |
Die Künstler Karl Witti aus Bayern und Alexander Ewgraf aus Sibirien leben und arbeiten vis-à-vis in Eresing, einem Dorf im Kreis Landsberg am Lech in der Nähe des Ammersees. Anfangs, zögerlich, dann neugierig, eruieren sie gegenseitig ihre Gedanken und ihre Kunstwelt. Die Folge dieser Begegnung der Gegensätze ist eine Ausstellung in der gegenständliche und abstrakte Kunst aufeinander treffen und einen eigendynamischen Dialog entwickeln.
Vis-à-vis 2007 |
Künstler vor Ort: Tobias Krug, Alexander Ewgraf, Karl Witti
Internationale Gäste: Robert Motherwell, Sigmar Polke, Bernd Zimmer
Eresing ist ein beschauliches Dorf mit historischem Wirtshaus und Barockkirche, welche die Handschrift von Dominikus Zimmermann, dem Architekten der Wieskirche, trägt. Einen Spazierweg entfernt liegt das Benediktiner-Kloster St. Ottilien und ein Fahrradweg führt zum S-Bahnhof Geltendorf. München ist fern, aber der Ammersee ist nah und lockt mit einem mannigfaltigen Angebot an Kultur, Geschichte und romantischen Uferwegen. In diesem Dorf, in unmittelbarer Nähe des Maibaums, wohnen und arbeiten drei Künstler vis-à-vis: Tobias Krug, Alexander Ewgraf, Karl Witti. Letztes Jahr luden sie ein zu einer Ausstellung mit über 50 Arbeiten, die abstrakte mit realistischer Kunst konfrontierte. Dieses Jahr ist das Thema eine Gegenüberstellung von internationaler und regionaler Kunst.
Internationale Kunst vertreten drei Künstler, welche die letzten 50 Jahre maßgeblich beeinflusst haben. Eine graphische Sequenz mit reduziertem gestischen Duktus des Amerikaners Robert Motherwell (1915-1991) charakterisieren ihn als einer der Hauptrepräsentanten des „Abstrakten Expressionismus“, der u.a. mit Jackson Pollock und Frank Stella den Kunststil der 1950er Jahre bestimmte. Sigmar Polke (*1942), neben Gerhard Richter eines der wichtigsten Gegenwartskünstler in Deutschland, ist mit einem spannenden 6-teiligen Werkzyklus vertreten, der seine ironisierende Bild-, Text- und Materialsprache zum Ausdruck bringt (Edition Griffelkunst). Bernd Zimmer (*1948) lebt im benachbarten Landkreis Weilheim und gehört zur Gruppe der „Heftigen Malerei“, die Anfang der 1980er Jahre für eine Aufbruchstimmung in der Kunst sorgte. Bei Vis-à-vis zeigt er ein farbenprächtiges Landschaftsmotiv sowohl in Acryl als auch als Holzschnitt ausgeführt.
Vis-à-vis 2008 |
Fotografie • Malerei • Neue Medien
Arbeiten von Alexander Ewgraf, Tobias Krug, Arnulf Rainer, Leif Trenkler und Karl Witti
Der Begriff vom Porträt als Spiegelbild der Seele ist brüchig geworden. Das Arbeitsleben hinter dem Bildschirm hinterlässt wenige Spuren und die Anzeichen von Alter werden durch Schönheitschirurgen, Botox und Wellnesskuren gelöscht. Seitdem man in der virtuellen Welt seine Persönlichkeit als Avatar multiplizieren kann, verrät die selbst konstruierte Traumprojektion oft mehr über den Menschen als die beste Fotografie. Die Eresinger Ausstellung untersucht dieses sich schnell ändernde Genre im Medium Fotografie, Malerei und Informatik. Ausgestellt werden Arbeiten von Alexander Ewgraf, Tobias Krug, Arnulf Rainer, Leif Trenkler und Karl Witti. Ein weiterer Höhepunkt ist der Fotowettbewerb „Dorfgesichter“. Jugendliche aus Eresing zeigen Fotos von Menschen in ihrer dörflichen Umwelt
Vis-à-vis 2011 |